Berlin

JLorenzLEder

Juliane Lorenz
und Liselotte Eder

THE FASSBINDER FOUNDATIONlinks FASSBINDER 1 02 04 2015

Rainer Werner Fassbinder Foundation

Die gemeinnützige Nachlaßstiftung wurde 1986 von Liselotte Eder, Fassbinders Mutter, in München gegründet, 1992 wurde ihr Sitz nach Berlin verlegt. Seitdem ist Juliane Maria Lorenz Präsidentin und Leiterin der privaten Stiftung. RWFF ist Inhaberin aller Rechte an Fassbinders künstlerischem Nachlass, einschließlich aller nachträglich erworbenen Rechte. Dabei handelt es sich um vierzehn originale Theaterstücke, sechs Adaptionen, vier Hörspiele, vierundvierzig Kino- und Fernsehfilme und zwölf Liedertexte sowie zahlreiche frühe Schriften. Darüber hinaus schrieb Fassbinder fünfzig Drehbücher, davon dreizehn mit Co-Autoren.

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Katalog zur Rainer Werner Fassbinder Werkschau, Berlin 1992

Fassbinder Filme sind inzwischen Klassiker der internationalen Film-und Kulturgeschichte. Darunter befinden sich Titel wie Katzelmacher, Der Händler der vier Jahreszeiten, Die bitteren Tränen der Petra von Kant, Acht Stunden sind kein Tag, Welt am Draht Fontane Effi Briest, Martha, Angst essen Seele auf, Faustrecht der Freiheit, Die Ehe der Maria Braun, Berlin Alexanderplatz, Lili Marleen, Lola, Die Sehnsucht der Veronika Voss und Querelle. Ein früher Höhepunkt der Arbeit der RWFF war 1992 die erste vollständige Fassbinder-Retrospektive und eine Ausstellung zum 10. Todestag im Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin. Rainer Werner Fassbinder: Dichter, Schauspieler, Filemacher war ein mediales Ereignis und wurde finanziell unterstützt von zahlreichen öffentlichen Einrichtungen, u.a. der Lottostiftung Berlin, dem Berliner Senat, dem Land Brandenburg und zahlreichen Sponsoren. Es war zudem die erste intensive Zusammenarbeit mit den Deutschen Filminstitut/Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main. Auch öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten schenkten dem Ereignis ihre Aufmerksamkeit und sendeten Fassbinder-Filme zu den besten Sendezeiten. Danach reiste eine verkleinerte Ausstellung in Kooperation mit dem Goethe-Institut durch Europa, Asien, Nord- und Südamerika, die mit Begeisterung aufgenommen wurde. Die Filme lösten bei den Zuschauern „faszinierende Verblüffung, erschreckende Faszination, entwaffnende Frustration“ aus, wie es die internationale Presse zusammenfasste.

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Programm zur Rainer Werner Fassbinder Werkschau, Berlin 1992

„Wenn das Licht im Kino ausgeht, beginnt der Traum, regiert das Unterbewusstsein“, hatte Fassbinder es selbst formuliert. Spätestens nach 1992 wurde deutlich, dass Fassbinders Werk zum internationalen Kulturgut geworden war. „Fassbinder is the most dazzling, talented, provocative, puzzling, prolific and exhilarating filmmaker of his generation“, schrieb die „New York Times” 1997, als dort die erste komplette Filmretrospektive im Museum of Modern Art (MoMA) mit einer großen Gala eröffnet wurde und danach durch Nordamerika zog. Die enorme Resonanz führte die RWFF dazu, im Dezember 1998 die unabhängige und gemeinnützige The Fassbinder Foundation (FF Inc.) in New York zu gründen. Während Lorenz alleinige geschäftsführende Gesellschafterin der deutschen gemeinnützigen RWFF ist, teilt sie sich die Aufgaben des Stiftungsvorstands der FF Inc. in New York mit Laurence Kardish, (bis 2014 Senior Curator im Department of Film, MoMA) und in Nachfolge von Ingrid Scheib-Rothbart, seit 2012 mit Juliane Camfield (Director of German House New York City). Im Advisory Board sitzen u.a. Peter Bogdanovich, Armin Müller-Stahl, John Waters und Barbara Sukowa. Ziel der amerikanischen Stiftung ist es, Fassbinders Werk durch Filmreihen, Festivals und die Unterstützung wissenschaftlicher Projekte präsent zu halten. Beide Foundations verstehen sich auch als kulturelle Einrichtungen, die junge Künstler anregen wollen, kreativ und innovativ zu sein.“

Mit der Vorstellung von „Fassbinders Berlin Alexanderplatz: Remastered“ auf der Berlinale 2007, wurde der auf 2k aufwendig restaurierte fünfzehneinhalbstündige Film, gemeinsam mit Bavaria Media und mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes, als Berlinale Special im Admiralspalast vorgestellt. Eine anschließende weltweite Präsentation, begleitet von hochwertigen DVD-Ausgaben, einer Ausstellung im KW – Institut of Contemporary Art in Berlin und anschließender Präsentation im MoMA/PS1 in New York, sowie einem aufwendig gestalteten Buch (Schirmer/Mosel Verlag), beides kuratiert und herausgegeben von Klaus Biesenbach, schloss dieser große Kraftakt von sechs Jahren Vorarbeiten.

Ein erneuter Höhepunkt folgte 2010: Die Restaurierung von Fassbinders zweiteiligem Science-Fiction Film Welt am Draht (1973) erblickte auf den 60. Internationalen Filmfestspielen Berlin das Licht der Leinwand und ist inzwischen ebenfalls weltweit auf DVD und Blu-Ray erhältlich. Dergleichen die im Sommer 2010 auf dem Filmfest München vorgestellten Bavaria Produktion Ich will doch nur, dass Ihr mich liebt (1976), 2011 gefolgt von Fassbinders erstem englischsprachigem Kinofilm „Despair – Eine Reise ins Licht“ (1978), mit Dirk Bogarde in der Hauptrolle, der während den Internationalen Filmefestivals in Cannes in der Reihe Cannes Classics vorgestellt wurde. Auch dieser Film erfuhr eine weltweite Auswertung durch DVD-Ausgaben und Blu-Ray.

2012 präsentierte das Deutsche Theatermuseum (DTM) in München, anlässlich Fassbinders 30. Todesjahr, die erste Ausstellung über sein Theaterwerk unter dem Titel Fassbinder: Theater, mit einem begleitenden Katalog Fassbinder: Theater der Provokation in Kooperation und mit Unterstützung der RWFF. Das Interesse an Fassbinders Theaterarbeiten steigt seit Jahren an: in Deutschland, West-und Osteuropa, in Nord-und Südamerika und in Asien. Dazu kommen seit 1995 inzwischen acht, nach Filmstoffen entstandene Bühnenadaptionen, die inzwischen auch zum Repertoire großer europäischer Bühnen gehören.

2013 haben wir dazu beigetragen, dass Volker Schlöndorff´s Filmversion BAAL (1969), mit Rainer Werner Fassbinder und Margarethe von Trotta in der Hauptrolle, restauriert und während der 64. Internationalen Filmfestspielen Berlin, 2014 präsentiert werden konnte.

Inzwischen sind nahezu alle Fassbinder-Filme auf DVD erhältlich, denn bereits ab 2001 wurden diese auf SD Format digitalisiert. Nichtdestotrotz treibt uns die digitale Revolution, die auch die Filmtechnik erreicht hat, voran. Seit 2012 beginnen wir für die Langzeitarchivierung in 4k die Fassbinder-Klassiker auf die cineastisch-technische Ewigkeit vorzubereiten um unseren weltweiten Auswertungspartnern die besten Qualitäten für die bestehenden und kommenden Auswertungsarten zu bieten.

2014 präsentierte die Film Society of Lincoln Center im Walter Reade Theatre eine umfassende Fassbinder Reihe und wir beginnen mit den umfangreichen Rechteklärungen und Finanzierungsaktivitäten für die Restaurierung von Fassbinders legendären fünf-teiligen Arbeiterserie ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG.

2015 wäre Rainer Werner Fassbinder am 31. Mai 70 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums stellten wir neben einer Ausstellung (in Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut/Deutschen Filmmuseum) Fassbinder JETZT: Film- und Video Kunst im Martin-Gropius-Bau in Berlin vor und präsentieren in Koproduktion mit ItWorks! Medien den Dokumentarfilm FASSBINDER. Dazu kamen aktuelle Fassbinder-Inszenierungen, die von einer Jury innerhalb des Theatertreffen Berlin unter dem Motto Focus Fassbinder ausgewählt wurden. Begleitend dazu zeigte das Kino Arsenal vor immer ausverkauftem Haus eine Auswahl an Fassbinder Filmen, ARTE einen Fassbinder Schwerpunkt, und es erschien das Buch Hinter den Bildern die Welt: Die untergegangene Bundesrepublik in den Filmen von Rainer Werner Fassbinder von Antje Vollmer und Hans-Eckardt Wenzel.

2016 beginnen die Restaurierungsarbeiten zu ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG, der Theatermacher und Autor Falk Richter stellt im Théâtre National sein Stück Je suis Fassbinder vor, das in Le Monde hymnisch gefeiert und durch Frankreich touren wird; am 31. Mai erscheint der Bildband R.W. Fassbinder. Illustriertes Werksverzeichnis. Die Filme im Verlag Schirmer/Mosel.

Stand 31.05.2016